Roadtrip Italien 23
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23.07.23
25.07.23
24.07.23 Fregona > Fregona

Nächtliche Superzellen mit "Giant Hail".

Am Abend und in der Nacht steht eine der gefährlichste Unwetter-Lagen seit Jahren an. CAPE und Scherung liegen für europäische Verhältnisse jenseits von gut und böse. Zum Glück für die dicht besiedelte Gegend ist die bodennahe Scherung marginal, sonst wäre es wohl zu einem Ausbruch schwerer Tornados gekommen.

Am Vormittag erkunden wir die "Foothills", also das hügelige Gebiet südlich Alpen:


Parco Laghi Blu:

Wasser - Erde - Himmel:

Gegen Nachmittag startet bei Brescia eine erste Zelle und wir fahren ran. Zu sehen gab es aber nix, da alles rasch in flächige Gewitter zerfiel. Was bei dem verunglückten Chaseversuch auffiel - die Zellen sind heut rasend schnell... Ein klassisches Chasing wird das später bestimmt nicht, nur ein passendes Hinstellen und vorbeirauschen lassen.

Wir gehen nach dem Fehlstart wieder in den Sightseeing Modus. Ein Kirchturm, der mal nicht mit Gerüst eingehaust ist:

Vittorio Veneto hat eine nette Innenstadt, so eine Mischung aus romantisch und authentisch.

Aber auch die Moderne findet man hier... z.B. ein sehr platzsparendes Kfz:

Breite = Höhe, vielleicht nicht ganz windschnittig, aber knuffig und ein Hingucker...

Gerade noch so mit dem letzten Tageslicht kam dann die erste Superzelle aus den Bergen heraus geschwenkt. Die Zelle dürfte erst in den Ebenen so richtig aufdrehen. Aufgrund der einbrechenden Dunkelheit gehen wir die Zelle aber im jüngeren Stadium an.

Wahnsinn die Zuggeschwindigkeit heut...

Laut Radarpeilung müssten wir hier gerade so sicher sein...

Das ist uns aber dann doch zu heikel und wir suchen eine Tankstelle mit Dach auf. Nur Minuten später ist die Zelle auch schon da.

Die schwarzen Ränder kommen vom 6mm Weitwinkel (10mm DX auf FX-Kamera) und bedeuten, das die Motive ca. 180° Blickwinkel umfassen. War also näher und größer, als es auf den Bildern aussieht. Von der Dynamik gar nicht zu reden, da bewegte sich alles.

Der Hagel ging letztlich paar Kilometer nördlich durch, aber so war es uns wohler. Der Wind war auch heftig - überall hörte man krächzend Bäume abknicken... gruselig...

Laut Berichten hat diese Zelle später einen neuen europäischen Rekord für Großhagel aufgestellt... der wohl knapp an die 20cm ging... unglaublich. Am Boden vor der Zelle war es weder besonders warm, windig oder schwül. Kann man sich richtig vorstellen, wie viele da überrascht wurden.

Aber der große Clou kam noch. Es war nun recht frisch mit leichtem Ostwind. Das fühlte sich erst recht nicht nach weiteren High-End Gewittern an. Vom Hotel aus beobachten wir daher entspannt eine nachlaufende Zelle an der Ouflow-Boudnary der ersten Zelle...

Die Entspannung hält nicht lange... da kam was großes angeschraubt...

Und was für ein Kaliber... Man bedenke, dass immer nur Sekundenbruchteile Sicht da war. Es war mittlweile so gegen Mitternacht. Die Langzeitbelichtung hält alles fest:

Wahnsinn - der Abwind wurde gleich wieder in den Aufwind reingezogen! Die Zelle rotierte quasi um mehrere Achsen... Im Blitzlicht meinte man schon, einen Tornado zu sehen...

Und das in der gefühlt kalten Luft... Das volle Potential lag, wie schon bei der ersten Zelle, wohl nicht ganz am Boden sondern leicht erhöht.

Flucht war nicht mehr möglich... da mussten wir nun durch.

Auwei...

Aber es ging (für uns) gut aus. Die Zelle scherte immer weiter südlich und wir bekamen nur 3cm Hagel. Wenige Kilometer südlich ging es auf 12 cm... Das hatten wir so nicht erwartet und sind froh, dass wir die Reise in einem Auto mit Scheiben fortsetzen können...